Warten auf Godot - der letzte Tag in Paris
So, letzter Tag in Paris. Zeit für den dritten Versuch, in die Katakomben zu kommen. Der erste Schreck kam beim Öffnen der Tür, um zum Frühstück zu gehen: Die Siegerehrung am Nachmittag sollte schon um 15:00 Uhr beginnen statt um 16:30 Uhr, die Abfahrt unseres Busses wurde daher auf 14:00 Uhr vorverlegt. Aber das sollte ja trotzdem noch passen. Tagesplan: Nach dem Frühstück zu den Katakomben, dann Shopping im Bercy Village, einen Snack auf die Hand, fein machen und zur Siegerehrung mit anschließendem Gala-Diner.
Um halb zehn, eine halbe Stunde vor Öffnung, waren wir an den Katakomben. Die Länge der Schlange hielt sich noch in Grenzen – vielleicht 50 Meter. Also alles kein Problem. Und die Wartezeit kann man ja schon mal nutzen, um den Bericht vom Vortag auf dem Handy weiterzuschreiben.
10:15 Uhr: Es hat sich immer noch nichts bewegt. 10:30 Uhr: Jetzt sind wir zwar ein kleines Stück weiter, aber es ist immer noch nicht abzusehen, wann wir den Eingang erreichen werden. Es kommen immer wieder Leute mit Reservierung auf der Überholspur und der Einlass ist beschränkt, da sich maximal 200 Personen gleichzeitig in den Katakomben aufhalten dürfen. 10:45 Uhr: Wieder ein kleines Stück weiter, aber der Eingang ist immer noch in weiter Ferne. Wenn das so weiter geht, sind wir frühestens um 12 Uhr an der Reihe. Was nun? Wir brechen ab und fahren zum Bercy Village. Zum Shoppen nutzen die Zeit eigentlich nur Angelika und Ralf, Steffi und Sylvia „haben Füße“. Steffi wünscht sich immerhin den einen Laden mit tollen Bastensachen nach Oldenburg.
Nach leckeren Crepes ging es dann zum Hotel – fein machen. Hier gab es dann nach einiger Zeit den nächsten Schreck: Feueralarm – zum Glück nur zur Probe. Aber so waren alle aus dem Bus pünktlich unten, auch wenn hier und da noch der Lippenstift fehlte
Leider waren diese Eiffelturmpokale nicht alle für uns.
Kurz nach 15 Uhr wurde es dann chaotisch. Die Siegerehrung begann mit den Ehrungen des Internet-Wettbewerbs, der im April/Mai stattgefunden hat. Das hier nicht alle Platzierten anwesend sein würden, war zu erwarten. Aber dass von den Tschechen, die mit großer Mannschaft in Paris waren, kein einziger da war und selbst ein Franzose fehlte machte doch skeptisch. Es stellte sich allmählich heraus, dass nich alle wussten, dass die Siegerehrung vorverlegt war. Die Information fand sich nur im Programmablauf, der in den Teilnehmertaschen lag und ohne Hinweis darauf, dass es eine Verschiebung war. Und im Internet stand bis zuletzt die alte Zeit.
Was machen? Nach der Siegerehrung des Internetwettbewerbs folgte das Tastschreiben (text production) und hier sind die Tschechen dominierend und mit Helena sollte eine Tschechin die Siegerehrung durchführen – aber alle fehlten. Es wurde etwas improvisiert. Zunächst wurde die Vorstellung der Stadt Gent, in der die WM 2013 stattfinden wird, vorgezogen und dann gab es noch eine Show des amerikanischen Paradiesvogels (heute mal wörtlich zu nehmen) Michael, der von unserer Sharon unterstützt wurde.
Dann wurde doch schon mit der Siegerehrung begonnen, kurz bevor die Tschechen eintrafen. Noch etwas hin und her und eine nachträgliche Ehrung derjenigen, die ihre eigentliche Ehrung verpasst hatten. Und dann ging die Siegerehrung endlich normal weiter. Gleich nach dem Tastschreiben kam die Professionelle Textverarbeitung (word processing) an die Reihe. Wir wussten ja schon, dass Steffi „nur“ 89 Prozent erreicht hatte. Würde das reichen? 3. Platz Thomas Wippel, Deutschland. Hmm? 2. Platz: Stefanie Wiele, Deutschland – geschafft!!! Herzlichen Glückwunsch, Steffi!!! Der erste Platz ging an Lukás Adámek aus Tschechien.
Insgesamt dominierten die Tschechen diese WM in vielen Disziplinen, in einigen auch die Chinesen. Insgesamt schnitt die Deutsche Mannschaft aber ganz erfolgreich ab. Hier alle Deutschen Medaillengewinner.
Nach der Siegerehrung gab es noch einen kleinen Champagner-Empfang und die Urkunden für die übrigen Teilnehmer und danach das große Gala-Diner mit leckerem Essen und guter Musik.
Morgen geht es jetzt wieder zurück nach Deutschland.
Au revoir Paris, tot ziens in Gent
Ralf
PS: Die vollständigen Ergebnisse und vor allem die Platzierungen der Oldenburger folgen bald…
Fête nationale – Französischer Nationalfeiertag
Bereits gestern konnten wir vom Eiffelturm aus verfolgen, wie die Franzosen ihren Nationafeiertag mit zahlreichen Feuerwerken begrüßen. Heute galt es dann, diesen Tag bestmöglich zu nutzen. Dabei gibt es in Paris einige Besonderheiten, die den gemeinen Homo touristicus hier und da vor Probleme stellen oder ihn zumindest irritieren können.
Ein Teil unserer Gruppe brach heute früh zum Champs Elysée auf, um dort die Militärparade zu sehen. Wir – Angelika, Ralf, Stefanie und Sylvia – hatte uns aber für ein zivileres Programm entschieden. Zunächst unternahmen wir den zweiten Versuch in die Katakomben von Paris zu kommen. – Die hatte aufgrund des Feiertags aber geschlossen. Aber aller guten Dinge sind drei. Wir werden es morgen also noch einmal probieren.
Weiter gings zum Invalidendom (sicher auch nicht ganz unmilitärisch;-) ). Im Invalidendom ist das Grab von Napoleon und die Anlage drumherum diente als eine Art ziviles Kloster für Kriegsinvaliden.
Bevor wir den Dom erreichten, wurden wir aber gleich mit der Militärparade konfrontiert. Kaum waren wir aus der Metro-Station ans Tageslicht geklettert (zum Stichwort „klettern“ später mehr), sahen wir zahllose Soldaten in Grüppchen herumstehen – jedes Grüppchen mit anderer Uniform. Und dann kamen die berühmten Düsenjäger, die die französischen Nationfarben an den Himmel „malen“.
Nachdem auch die anderen Flieger vorbei geflogen waren, gingen wir zum Hôtel des Invalides (dem Invalidenheim) mit dem dahinter liegenden Invalidendom. Die zahlreichen Kriegs- und Militärmuseen in dem Komplex haben wir uns gespart und sind direkt in den Invalidendom gegangen, haben kurz Napoleons Grab umrundet und haben dann unsere Tour fortgesetzt.
Vom Invalidendom wollten wir einfach zur Seine gehen und an der Seine entlag zum Louvre. – Wir hatten die Mona Lisa schließlich noch nicht gesehen. Aber auch das war heute alles andere als einfach. Es waren sehr viele Menschen unterwegs und je weiter wir gingen, desto mehr Soldaten waren zu sehen – Fremdenlegion, Heer, Flughafenfeuerwehr, Kampfpiloten, Gebirgsjäger, U-Boot-Einheiten, Marine, Nationalpolizei, … Die Uniformen reichten dabei von dem was wir von der Bundeswehr sehr ähnlich kennen, über bunte Uniformen mit vielen Orden und Säbel bis hin zu Uniformen á la Louis de Funès. Irgendwann ging es dann gar nicht mehr weiter, sodass wir umdrehen und die nächste Metro-Station suchen mussten. Eine Station weiter sind wir dann ausgestiegen und konnten endlich zum Louvre gehen.
Immerhin wussten wir, dass das Museum am Nationalfeiertag geöffnet sein sollte und das heute sogar mit freiem Eintritt. Wir waren also auf das Schlimmste gefasst, was die Wartezeiten betrifft. Wir hatten aber den Tipp aus dem Reiseführer (Buch) befolgt, den unser menschlicher Reiseführer bestätigt hat, und sind direkt zum Seiteneingang und nicht zur großen Pyramide im Louvre-Innenhof gegangen. Das gestern gelernte Prinzip mit der kürzesten Schlange konnten wir allerdings hier nicht anwenden: Es gab gar keine Schlage, wir kamen sofort rein. – Nur der anschließende Toilettenbesuch dauerte bei den Damen ein wenig
Danach waren einige etwas platt.
Jetzt noch schnell die Venus von Milo und die Sphinx angesehen und dann wieder raus.
Nachdem wir den Louvre durch den Hauptausgang in der Glaspyramide wieder verlassen hatten ging es schnell zum Mittagessen. Wir hatten uns ein Lokal am Palais Royal ausgesucht. Es war okay, aber sicher längst nicht da beste Essen, das wir in Paris hatten. Dafür gab es von der anderen Straßenseite Streichermusik. Nach dem Essen wollten die Damen dann die Füße hochlegen, bevor es abends wieder auf Tour gehen sollte.
Ich habe die Zeit noch genutzt, einen Spaziergang in der Nähe des Hotels zu machen. Durch den Park „Jardin Yitzhak Rabin“, über die Seine zur Nationalbibliothek und wieder zurück über die Seine zum Bercy Village, mit seinen kleinen Läden und Lokalen, die alle trotz des Feiertags geöffnet hatten. Dort habe ich dann auch noch Gunda und Monika beim Cocktail-Trinken getroffen.
Am Abend des Nationalfeiertags fanden in Paris überall Feste mit Musik und Feuerwerk statt. Wir hatten uns entschieden, auf den Montmatre zu gehen und dort die Atmosphäre zu genießen. Zunächst hieß es, Proviant für ein Picknick zu besorgen. Also ab in den nächsten Alimentaire General – einen typischen Minisupermarkt. Hier haben wir Wasser, Baguette, Salzstangen und Wein besorgt. Alles zusammen für 6,55 Euro und der Wein in einer Plastikflasche, dafür aber mit Schraubverschluss. – Mal sehen, was das für ein Zeug ist.
Da wir bis zu den Feuerwerken noch Zeit hatten, sind wir erst einmal zum Champs Elysée gefahren. Dort haben wir die Tribünen der morgendlichen Parade besichtigt und das Originalprogramm auf der Präsidententribüne gefunden. Weiter ging es die Geschäftsstraße entlang, wo Sylvia auf den letzten Drücker bei Louis Vuitton reinhuschen konnte.
Danach zur Metro-Station Pigalle und noch schnell eine kleine Stärkung bei McDonalds (es war irgendwie nicht der Tag der kulinarischen Höhepunkte
Hier hatten wir einen tollen Blick auf Paris im Sonnenuntergang.
Wir haben dann schön unser französisches Picknick ausgepackt. Der Wein war tatsächlich genießbar. Wir konnten auch zahlreiche Feuerwerke sehen, das große am Eiffelturm immerhin auch teilweise durch eine Baumlücke.
Als wir dann zurück am Hotel waren gab Sylvia das Ergebnis ihrer Zählung bekannt (und damit die Aufklärung für das Klettern): Ca. 1250 Stufen sind wir an dem Tag gelaufen. – Ich mit dem Nachmittagsspaziergang und dem Weg über die Treppe ins das Hotelzimmer im 6. Stock noch einiges mehr.
Morgen dann der dritte Versuch, in die Katakomben zu kommen und die Siegerehrung mit anschließendem Gala-Diner im Pariser Rathaus, dem Hôtel de Ville.